Michael Norkeweit ist Elektromeister und Lichtplaner. In allem, was er tut, ist er ein Perfektionist. Seit nunmehr fünf Jahren begeistert sich der heute 65-jährige für ein neues und erfüllendes Tätigkeitsfeld. Es ist die Malerei, die er mit gleicher Leidenschaft und großem Erfolg ausübt.
Also Sigrid sagt, dass ich eigentlich schon mein ganzes Berufsleben male. Wenn ich in der Lichtplanung bin, erkläre ich den Kunden ihre Projekte am Besten anhand einer Handskizze, zeichne die Lichtsysteme ein und wohin das Licht fällt, damit sie sich meine Ideen auch im Raum vorstellen können.“, so beginnt mein Gespräch mit Michael Norkeweit auf die Frage, wie er denn zum Malen gekommen sei.
Initialzündung aber war ein Malkurs an der Freien Kunstschule Kiel – ein Geschenk der Kinder zum 60. Geburtstag. Michael Norkeweit entschied sich damals für die Kurse bei Burghardt Schildt, weil die Termine in seinen damaligen Tagesablauf sehr gut hineinpassten. „Zum ersten Termin kam ich dann auch prompt 20 Minuten zu spät und war total abgehetzt.“, setzt Michael Norkeweit unser Gespräch fort, reibt sich dabei über die Stirn, als wäre er just in dieser Situation und schmunzelt etwas verlegen. „Und in einem späteren Gespräch sagte Burghardt dann zu mir ‚Ich dachte, da kommt wieder so einer: Die Kinder haben ihm das geschenkt und jetzt reißt er hier nur seine Stunden ab!’ Gleichzeitig fügte er auch hinzu, ‚...wenn du hier ankommst, dann mach doch bitte früher Feierabend und komm’ in Ruhe hier an und bring’ nicht noch deine Firma mit’.“
Aber der Kunstlehrer hatte unrecht mit seiner ersten Vermutung. Denn dieser erste Kurs ist jetzt fünf Jahre her und seitdem besucht Michael Norkeweit jeden Mittwoch und jeden Donnerstag die Malschule. „Ich darf sogar mittwochs jetzt immer ein bisschen länger bleiben. Mein Kurs geht immer bis 18.30 Uhr und im Anschluss folgt immer ein reiner Frauenkurs. Die Damen malen schon seit 15 Jahren zusammen, aber ich darf bleiben und weiter malen, wenn ich es möchte – die Frauen haben mich akzeptiert.“, dabei lächelt Michael sehr charmant.
Das war also der Start in die Malerei und der Beginn seiner Reise in die Kunst. Denn in den folgenden fünf Jahren sollte diese neue Leidenschaft ein Lebenselixier für Michael Norkeweit werden.
Ein gemeinsamer Trip nach London mit seiner Frau Sigrid führte das Paar nach Camden Town, dem Viertel, in dem auch die Punk Szene ihren Ursprung hat und wo auch Amy Winehouse gelebt hatte. Hier, wo nahezu jede Fassade der Häuser bemalt sind, fotografierte Michael das Portrait eines Punks, auf dem auch ganz unten rechts ein kleiner Stiefel gezeigt war. Dieses Motiv war so inspirierend, dass Michael Norkeweit diesen Punk vom Foto auf die Leinwand brachte und die Liebe für das Malen von Portraits entdeckte. „Später stellte sich heraus, dass es sich hierbei um versteckte Werbung für Doc Martins handelte.“, erinnert er sich.
Weitere Ideen entnahm er Modezeitschriften wie der ELLE von seiner Frau Sigrid. Die tollen Gesichter, auch die Modenschauen mit so unterschiedlichen Menschen
– und alles so farbenfroh – bewegten ihn dazu, diese Situationen nachzuzeichnen. So entstand auch ‚Die Modenschau von Issey Miyake’ in Öl, daran habe er fast ein Jahr gemalt.
Schließlich folgten diverse Kunstreisen, in denen sich Michael Norkeweit mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken vertraut machte.
Ein Kurs bei Christiane Jehne in Worpswede führte den damals 61-jährigen in die abstrakte Malerei. Hier rührte er eigene Mischungen an, experimentierte mit Pigmentschüttungen und Airbrushfarbe. Auch belegte er Bilder mit Blattgold, eine spontane Inspiration, die Michael Norkeweit hatte und in der er seine Beziehung zu dem befreundeten Leuchtenhersteller Enzo Catellani einbringen wollte.
Viele andere Kunstreisen folgten, in denen er unterschiedlichste Kurse besuchte. Die Anregungen entnahm der Kunstbegeisterte einem Buch mit dem Titel ‚artistravel’. Der Wissensdurst nach neuem lotste ihn auf die Insel Föhr und dann folgte eine erste Reise zu Editha Tarantino in die Nähe von München. Hier verfeinerte der Lichtexperte seine Technik im Umgang mit Acrylfarbe und es entstanden seine ersten expressiven Portraits. Anschließend besuchte Michael Norkeweit einen Kurs bei Prof. Nicolaus Hipp im Chiemgau und dann einen zweiten bei Editha Tarantino. Bei dieser Künstlerin habe er unglaublich viel gelernt, denn Tarantino konnte ihm die Verwendung der unterschiedlichen Materialien wie Öl und Acryl super gut vermitteln. „Da habe ich solche Ohren und solche Augen gehabt!“, berichtet Michael Norkeweit, wobei er imaginäre Elefantenohren gestikuliert und Zeigefinger und Daumen beider Hände vor seine Augen hält. „ Bei diesem Kurs war ich jeden Morgen der erste, der kam, und der letzte, der ging. Später bekam ich sogar einen Schlüssel, um freien Zugang zum Atelier zu haben.“
Als Vorlagen dienten unter anderem Portraits berühmter Menschen, darunter auch Frida Kahlo. „... und da ich wusste, dass Sigrid diese Frau besonders mag, habe ich für Sigrid eben eine Frida Kahlo gemalt, die ich auch niemals verkaufen werde. Aber für meine erste Ausstellung habe ich noch eine weitere Frida Kahlo gemalt.“ Michael zwinkert, vermutlich weil er schon damals wusste, dass dieses Motiv wohl auch anderen gefällt.
Aus diesen Lehrgängen nimmt der Künstler viele Erfahrungen mit. Heute weiß er, welches die besten Öl- und Acrylfarben sind, welche Mittel und Bestandteile sie enthalten müssen. Vorzugsweise aber verwendet Michael Norkeweit die Ölfarbe. „...weil
der Pinsel da so schön schmatzt, und das liebe ich. Außerdem ist ein in Öl gemaltes Bild einfach brillanter und der Glanz noch intensiver – das ist toll. Ich kann die Farben schön fett auftragen und ziehe richtige Rillen. In mehreren Schichten aufgetragen, kann ich die Mimik und Falten hervorheben, das finde ich großartig. “, begründet er seine Präferenz.
Mit den gesammelten Kenntnissen, den erworbenen Fähigkeiten und einer Vielzahl von eigenen Kunstwerken im Gepäck beschließt Michael Norkeweit im November vergangenen Jahres eine eigene Ausstellung zu organisieren. Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten führt ihn in die Kultur Scheune auf Hof Akkerboom. Wie sich herausstellt, hatte der Lichtexperte vor einigen Jahren die Beleuchtung dieser Räume sogar selbst geplant. Kurz gesagt habe er dann gemeinsam mit Kunstlehrer Burghardt Schildt die Bilder gehängt. Und, wie es so schön heißt, man muss erst mal geben, bevor man nehmen darf. So habe er alle ihm wichtigen Freunde und lieben Kundinnen und Kunden in einem persönlichen Brief, ganz altmodisch zur Ausstellung eingeladen. Die Resonanz war überwältigend und es wurde ein superschöner Abend und die Ausstellung ein Riesenerfolg. „Darüber bin ich sehr stolz und glücklich.“
Wir von JO. sprachen anlässlich dieser Ausstellung übrigens mit Marco Bohnsack, dem Verkaufsleiter von Hugo Hamann in der Holtenauer Straße, der auch für die
Art und Grafik Abteilung verantwortlich ist. Er ist künstlerisch sehr versiert und ich fragte ihn an diesem Abend, weshalb denn die Bilder von Michael Norkeweit so eindrucksvoll sind. Er erklärte mir, dass hier eine unglaublich gute Darstellung von Licht und Schatten besteht.
Das rührt vermutlich von der Arbeit als Lichtplaner, lässt uns zumindest vermuten. Denn die langjährigen Erfahrungen und die Kenntnisse von der Wirkung des Lichts nimmt der Experte Michael Norkeweit wohl intuitiv mit, wenn er seine Bilder entstehen lässt. „Das kann gut sein, so habe ich das noch gar nicht gesehen.“, entgegnet er nach einer kurzen Gedankenpause.
Und wie geht es jetzt weiter mit Michael Norkeweit als Künstler?
Als Folge der Ausstellung kam eine große Auftragsarbeit auf ihn zu. Denn eine befreundete Kundin bat darum, ihr Feriendomizil, vielmehr den Ort samt Hafen und die ihn umgebende hügelige Landschaft zu malen. In dieser Arbeit ist er gerade ganz tief drin – ein sehr großformatiges Bild, zwei Meter auf eins-zwanzig, alles in Öl. Ziel ist es, das Werk bis März fertigzustellen, weil Michael Norkeweit im März gerne nach Mallorca möchte. „Dort haben wir im letzten Herbst in einer Boutique in Santanyi ein Kleid für Sigrid gekauft, das sie übrigens auch zur Ausstellung getragen hat, und die Besitzerin ist im Gespräch ganz aufmerksam geworden und hat mir spontan angeboten, in Santanyi eine Ausstellung mit mir zu machen. Und jetzt muss ich mal sehen, ob das Ganze nur Gerede war, oder ob wir das wirklich umsetzen.“, lässt uns Michael Norkeweit wissen.
Dies wäre dann die erste internationale Ausstellung für ihn.
Außerdem habe er für dieses Jahr im November schon wieder die Räume für die Präsentation neuer Bilder auf Hof Akkerboom in der Kulturscheune gebucht.
Es scheint sich also eins zum anderen zu fügen, und wir sind sehr gespannt, wie sich die Karriere von Michael Norkeweit als Künstler weiterentwickelt. Wir wünschen ihm jedenfalls alles Gute, viel Erfolg und Freude bei seinem zukünftigen Schaffen.
Michael Norkeweit
Instagram #michael_norkeweit
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