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Markeruper Gänse und Enten

JÜRGEN KLINGENHOFF IST STOLZ AUF SEIN GEFLÜGEL. ALLJÄHRLICH ZIEHT ER TAU- SENDE VON GÄNSE- UND ENTENKÜKEN IN ARTGERECHTER FREILANDHALTUNG AUF, UM SIE SCHLIESSLICH ALS QUALITÄTSPRODUKTE, ALS „MARKERUPER GÄNSE UND ENTEN“, IN SEINEM HOFLADEN, UND AN DIE RENOMMIERTEN UNTERNEHMEN DES LEBENSMITTELEINZELHANDELS SOWIE DEN FACHHANDEL ZU VERKAUFEN. AUCH DIE GEHOBENE GASTRONOMIE SCHÄTZT DIE HERVORRAGENDEN ERZEUGNISSE AUS ANGELN IM NORDEN SCHLESWIG-HOLSTEINS.


Seinen Tieren widmet er bei den täglichen Besuchen auf den Wiesen größte Aufmerksamkeit, sodass er selbstsicher verkündet, annähernd keine Verluste innerhalb seiner Herden vorzuweisen; weder durch Krankheiten noch durch andere äußere Einflüsse, wie zum Beispiel räuberische Überfälle durch Füchse.

Als Schuljunge hatte Jürgen Klingenhoff von einem der weiblichen Lehrlinge zwei Enten und einen Erpel geschenkt bekommen. Ob das die Eltern eingefädelt haben, weiß er nicht. Diese drei Tiere sollten in jedem Fall sein Leben prägen.

In einem Schuppen zog er schließlich 70 - 80 Enten auf, Mutter hat gerupft und der Junge Klingenhoff hat die Enten anschließend ver- kauft. „Das war super!“, betont Jürgen Klingenhoff mit einem Lächeln.

Der Vater verstarb als der heranwachsende Jürgen Klingenhoff gerademal 15 Jahre alt war. Somit hatte auch die Geflügelwirtschaft vorerst ihr Ende. Nach Ausbildungen in der Landwirtschaft, wie auch in der Buchführung und Steuerberatung führte der Schleswig-Holsteiner gemeinsam mit einem Freund einen Betrieb innerhalb einer Maschinengemeinschaft in der Holsteinischen-Schweiz. Diesen veräußerte er 1980, als Jürgen Klingenhoff von Ostholstein nach Markerup zog, um den landwirtschaftlichen Betrieb des Onkels weiterzuführen.


1987 erkannte der Ökonom, dass sich in der Landwirtschaft ein Wandel vollzog und beschloss kurzerhand, Gänseküken zu kaufen, um diese aufzuziehen. Damals wurde er von den Markeruper Bauern zunächst belächelt, denn bis zu diesem Zeitpunkt wurde hier – wie überall in dieser Region – Ackerbau und Schweinezucht betrieben. Zu dieser Zeit hatte Jürgen Klingenhoff, wie er selbst sagt: „...noch keine Kunden, ich hatte keinen Namen“. Also bat er um einen Termin beim NDR, der seinerzeit eine Veranstaltung im Kieler Kaufmann austrug. Klingenhoff stellte sich dem damaligen Produktionsleiter Herrn Schuhmacher vor, eine Ente unterm Arm: „Entschuldigen Sie, die Politiker sagen immer die Bauern sollen etwas Anderes machen. Das mach’ ich auch, aber bald bin ich auch pleite.“. „Das kriegen wir gleich in den Griff...“, wurde Klingenhoff versprochen und so rückte ein ganzes Film-Team schon einige Tage später in Markerup an. Noch in der gleichen Woche zeigte der NDR im Schleswig-Holstein Magazin einen Beitrag, in dem Jürgen Klingenhoff seine Gänse nach Hause trieb.


„Die ganze Straße war weiß, zwischendurch liefen ein paar Leute, ein wirklich schönes Bild. Und der Film ist so sagenhaft angekommen, bis 22.00 Uhr abends stand das Telefon nicht still und die Leute wollten alle meine Gänse haben.“, berichtet Jürgen Klingenhoff mit leuchtenden Augen.


Heute – knapp 40 Jahre nach Übernahme des Erbes – steht hinter dem historischen Jessen-Hof von 1606 in Markerup ein deutschlandweit bekanntes Marken-Unternehmen, das die strengen Anforderungen der EU-Kommission erfüllt.


Wenn die Gänseküken den Hof von Jürgen Klingenhoff erreichen, haben diese die schützende Hülle des Eies gerade erst einen Tag verlassen. Die frühe Begegnung mit ihrem Aufzüchter ist wichtig, denn hier vollzieht sich beim Federvieh die Prägung auf den Menschen, dem sie von nun an auf Schritt und Tritt folgen.

Damit das Produkt schließlich die Qualität erreicht, die Jürgen Klingenhoff ’s Ansprüchen gerecht wird, gibt es viele Kriterien, die er, wie er sagt, „...einfach anders macht.“.


„Wir kriegen die Gänse, wenn sie gerade geschlüpft also einen Tag alt sind. Zwei Wochen laufen sie dann im Stall auf Hobel-Spänen, weil sie in dieser Phase noch sehr klein sind und viel Wärme brauchen. Dann mach’ ich die Tür zur Überdachung auf, sodass das junge Geflügel schon eine andere Temperatur genießen kann.“ Nach einigen Tagen öffnet Klingenhoff dann das Tor zur Hauskoppel direkt am Hof. Genau vier Wochen bleiben die jungen Enten und Gänse dort – noch ein wenig unter Beobachtung der ausgebildeten Mitarbeiter und natürlich vom Chef selbst. Schließlich werden die Tiere auf die großen Koppeln getrieben, die heute direkt an den landwirtschaftlichen Betrieb angrenzen. Hier leben sie in großen Gruppen bis zum Schlachttermin. Alles passiert ganz in Ruhe. Und wenn schließlich der Zeitpunkt ihrer eigentlichen Bestimmung naht, treibt man ganz ohne Hektik und in gemütlichem Gänsemarsch die gewünschte Zahl des Federviehs in den Betrieb.


Die Gänse aus Markerup sind ganze 22 Wochen in langsamer Aufzucht bei Jürgen Klingenhoff – im Vergleich zu anderen Be- trieben, wo die Tiere lediglich 16 manch- mal auch nur neun Wochen regelrecht gemästet werden.


Im Sommer beschäftigt der Betrieb etwa zehn Mitarbeiter auf dem Hof. In der Sai- son wächst die Zahl auf bis zu 70 Personen, die von Ende September bis Dezember aus Polen nach Angeln kommen, um bei der sehr sorgfältigen Schlachtung und Ver- arbeitung des Geflügels zu helfen.

Denn genau wie bei der Aufzucht, legt Jürgen Klingenhoff auch hier größten Wert auf höchste Qualität, und um diese Güte zu garantieren, muss jeder Handgriff im Arbeitsablauf der Mitarbeiter*innen sitzen. Viele von ihnen sind schon seit Jahren in Markerup beschäftigt und aus den engen Kontakten entstand mehr als nur ein Arbeitsverhältnis.


Vor fünf Jahren hat Jürgen Klingenhoff ein „Mitarbeiter-Hotel“ gebaut. Hier arbeiten allein zwei Personen ausschließlich in der Küche. Da ist die Mitarbeiterin Sophia, die schon seit 20 Jahren auf dem Hof beschäftigt ist, plus eine Küchenhilfe. „Jetzt hat sie einen Kerl zur Seite gestellt bekommen und seitdem ist sie auch glücklich bei der Arbeit...“, erzählt uns Jürgen Klingenhoff und lacht.


Fünf Mahlzeiten am Tag erhalten die Mitarbeiter – immer mit viel Fleisch. Das brauchen die Leute, denn sie leisten harte körperliche Arbeit, meint Jürgen Klingenhoff. Von einem Schlachter ganz aus der Nähe bezieht er dieses Fleisch in Schweinehälften, welche vier ausgebildete Mitarbeiter zerlegen und weiterverarbeiten. Einiges wird zu Wurst gekocht oder geräuchert – nach Rezepten, wie sie die Mitarbeiter von zuhause kennen. Das ist einfach, denn nahezu das gesamte Team kommt aus Polen für die Saisonarbeit angereist, viele davon schon seit jeher. Deshalb fährt Jürgen Klingenhoff auch einmal im Jahr selbst nach Polen. Dort kauft er landestypische Gewürze, lagerfähige Speisen, Getränke und weitere Zutaten. Dann schmeckt es auch wirklich wie in der Heimat. 50 – 60 Schweine werden in den dreieinhalb Monaten der Hauptsaison verarbeitet. Natürlich gibt es auch Geflügel; Hähnchen und die B-Ware vom guten Entenfleisch, die der anspruchsvolle Unternehmer aus Markerup nicht in den Handel gibt. Ein wahrlich hoher Fleischverbrauch. „Aber wenn ich Pudding auf den Tisch stelle, dann laufen mir die Mitarbeiter weg!“, erklärt Klingenhoff mit typisch norddeutschem Humor.


Jürgen Klingenhoff sorgt also nicht nur gut für sein Geflügel, sondern auch für seine Leute. Er weiß, dass seine Mitarbeiter in der Produktions-Kette für die Herstellung des Qualitätsfleisches eine nicht unerhebliche Rolle spielen. „Wichtig ist es, dass die Leute gut untergebracht sind, gut zu essen haben und gut bezahlt werden. Das ist unser Credo.“, so der junge Betriebsleiter Michel Ahrendsen, „In ganz Deutschland finden Sie keinen Betrieb, der so für seine Mitarbeiter sorgt.“


Betriebsleiter Michel Ahrendsen ist seit zwei Jahren im Markeruper Betrieb beschäftigt. Da Klingenhoff zu diesem Zeitpunkt einen Betriebsleiter suchte, bewarb sich der junge Ingenieur auf die Annonce. Zwölf oder dreizehn Bewerbungen waren insgesamt eingegangen, aber Michel war der Einzige, den Jürgen Klingenhoff kontaktiert hat.

„Da stand er hier in der Tür und ich sagte, so, komm, lass uns einmal über den Betrieb laufen und wenn es dir nicht gefällt, dann spar ich den Kaffee.“, erzählt der Unter- nehmer von der ersten Begegnung. Seitdem bekommt Michel Ahrendsen jeden Morgen vor der Arbeit seinen Kaffee – vom Chef persönlich gebracht – um 6.00 Uhr, im Sommer nicht vor 7.00 Uhr.

Anfang Oktober startet in Markerup die Gänsesaison und das Schlachten beginnt. Denn ab dem Martinstag steigt die Nach- frage nach Gänsefleisch, sei es im ganzen Braten, als Brust oder als Keule. Im Zeit- raum bis Weihnachten finden die Marke- ruper regen Zuspruch im Handel wie auch in der Gastronomie. Aber der Zeitraum ist begrenzt, denn in den verbleibenden neun Monaten des Jahres wird Gänsefleisch so gut wie gar nicht nachgefragt.


„Das macht das Geschäft so schwierig“, betont Jürgen Klingenhoff. „Wenn du Pech hast bleibt du auf einer Vielzahl von Tieren sitzen. Dann kannst du sie dir noch ein weiteres Jahr im Gefrierhaus anschauen.“ Erst kürzlich wurde eine neue Verpackungsanlage angeschafft. Und schon kam aus dem Handel die positive Rückmeldung, dass diese der Güte der Ware jetzt wahrlich gerecht wird. Durch den Verzicht auf Depronschalen aus Styropor reduziert man die Verpackung auf einen deutlich geringeren Plastikanteil – „...außerdem sieht es viel besser aus!“, erklärt Jürgen Klingenhoff stolz.


Am 22. Dezember kommt ein Bus aus Polen und fährt die Mitarbeiter nach Hau- se, damit alle pünktlich zu Weihnachten bei ihren Familien sind. Die Fahrtkosten zahlt Jürgen Klingenhoff, wie auch die Anreise zum Markeruper Betrieb, wenn die Mitarbeiter für die nächste Saison wiederkommen.


Markeruper Gänse und Enten Klingenhoff GmbH • Hauptstraße 7 24975 Markerup (Husby) • Tel. 04634 – 1363 • www.klingenhoff.de


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