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AutorenbildJO.

Wenn Farben den Weg weisen

Die Wirrungen des Lebens haben der Künstlerin Diana Gumz einige Umwege beschert, bis sie endlich fand, wonach sie jahrelang suchte. Wir besuchen die Kunsttherapeutin und Künstlerin Diana Gumz. „Buntes im Grünen“ heißt ihr Atelier in Kiel und sie erzählt uns, wie es dazu kam, dass sie schließlich hier im Knooper Weg 98 ihren Anker geworfen hat.

Es gab ein paar Umwege, um hierher zu kommen... “, beginnt Diana ihre Geschichte zu erzählen. Wie einige von uns, hat auch sie zunächst den Rat ihrer Eltern befolgt und etwas „Vernünftiges“ – in ihrem Falle etwas Kaufmännisches – gelernt. 25 Jahre hat die heute selbständige Unternehmerin bei einer Bank gearbeitet. „Ich war aber immer auf der Suche nach irgendetwas, wusste aber nicht wonach.“, beschreibt Diana ihre damalige berufliche Situation. „Eigentlich wollte ich viel lieber etwas finden, als etwas suchen!“, formuliert sie mit einem Augenzwinkern.


Als sie eine Atelierreise gemeinsam mit fünf weiteren Personen durch Schleswig-Holstein unternimmt, kommt der Steinins Rollen. Im Rahmen der Tour besucht sie unterschiedliche Künstler, verbringt gemeinsame Wochenenden mit ihnen und hat plötzlich eine Eingebung: „Das war für mich, wie nach Hause kommen. Die Gespräche, die Farben,... das war alles so toll! Wir haben geschweißt und die Kunst in den unterschiedlichsten Praktiken kennengelernt. Und auch mit den Künstlerinnen und Künstlern, wobei die eine oder der andere auch schon selbst erfolgreich unterwegs waren, war alles total locker und echt. Man saß ganz unaufgeregt im T-Shirt und Jeans im Haus der Eltern zusammen. Es war eben alles ganz normal. Das hat mich in jedem Fall gepackt.“, sprudelt es aus der heute 43-Jährigen heraus.

Leider verlief sich dann erst einmal alles wieder neben Job und Familie im Alltag, doch dieses Erlebnis ließ die Mutter zweier Kinder nicht mehr los. So richtig sprang der Funke dann bei einem Graffiti-Workshop Anfang 2017 am Flughafen in Kiel- Holtenau über.

Die große Euphorie war zwar gar nicht dem entstandenen Kunstwerk zuzuschreiben, denn das war rückblickend „nichts Besonderes“, schmunzelt Diana. Da stand sie in Schutzanzug und Atemmaske, mit ihren Sprühdosen in der Hand, und erlebte diesen augenöffnenden Moment nur für sich. Sie spürte mit jeder Faser, dass sie genau das hier wollte. Einen Ausdruck finden für all den Kram, der in ihr war und hier hatte sie ihn endlich gefunden.


„Schließlich beschloss ich, Kunsttherapie an einer Hamburger Privatuniversität zu studieren.“, fährt Diana während unseres Gesprächs in ihrem Atelier fort. Das Strahlen ihrer Augen wurde während der letzten Minuten, als sie sich an diesen Initialmoment erinnerte, noch leuchtender. „Ich wollte das Dahinter verstehen und auch das ganze Wissen dazu erlangen. Deswegen war das Studium der nächste logische Schritt.“, erklärt die Kunsttherapeutin. Auch wenn der Anfang, so wie es nun mal auf neuen Wegen ist, herausfordernd war.

Das Pendeln zu den Blockseminaren war neben der Arbeit, Diana war immer noch angestellt, extrem anstrengend. Bald war da auch noch ihre erste kleine Kunstausstellung im Rahmen des Studiums. „Das Thema war Aufbruch, was ja gut passte. Aber das erste Mal vor Leuten sprechen war mir noch total fremd.“

Während des Studiums beschäftigte man sich viel mit sich selbst, um zu reflektieren und seinen künstlerischen Ausdruck zu stärken. „Das hatte schon beinahe etwas von Selbsttherapie.“, schmunzelt Diana. „Plötzlich erfuhr ich Dinge über mich, die zwar vorher schon da waren, aber mir verborgen geblieben sind.“ Durch diese ständige reflektierende Arbeit, eröffneten sich der damaligen Kunststudentin neue Wege, sie entwickelte sich weiter und merkte dann, dass all das nicht mehr mit ihrer alten Arbeit zusammenpasste. Ohne Plan und ohne zu wissen, wie es wirklich weiter geht, kündigte sie den Job. „Es war unheimlich wichtig, dass ich zu diesem Zeitpunkt die Notbremse gezogen habe.“, erzählt Diana und lässt dabei ihren Blick zu den damals entstandenen Arbeiten schweifen. „Seitdem hat sich alles schicksalsmäßig gefügt.“


Das Schicksal war es ebenfalls, das ihr diesen wundervollen Laden im Knooper Weg bescherte. Den hatte sie schon Anfang 2019 gesehen. „Früher war das hier ein Imbiss – und so sah es auch aus!“, lacht Diana. Aber trotzdem war sie schockverliebt und wusste: „Das ist mein Laden.“ Es sah allerdings erst mehrere Monate so aus, als ob es mit ihrem Traumladen nicht klappen würde. Nach der Renovierung ging die Zahl der Interessenten in die Höhe, sodass sie sich keine großen Chancen mehr ausmalte. Aber das Glück fügte sich und Diana bekam doch die Zusage. Zu ihrem Einzug war beinahe alles schon perfekt. Dianas Ehemann steuerte noch ein selbstgebautes Regal sowie einen Tisch bei und dann ging es los, die Geburtsstunde von „Buntes im Grünen“.

In ihren Präventionskursen gibt Diana das weiter, was sie im Studium gelernt hat. Dabei können Kinder und Erwachsene einfach mal etwas für sich tun. Über Kunst gelinge das ganz subtil und intuitiv, erklärt Diana. „Ich wollte einen Ort schaffen, an dem man sich ausprobieren kann, ohne sich rechtfertigen zu müssen, einfach seine Kreativität wieder entdeckt. Das war erst gar nicht so leicht, weil die Menschen Zeit brauchen, um sich auf so etwas einzulassen. Aber trotzdem hatte ich von Anfang an immer einen kleinen Zulauf.“ Während sie uns das so erzählt, schlägt das Schicksal erneut zu. Denn vor dem Laden ist gerade eine kleine Omi zum Stehen gekommen und drückt sich am Schaufenster die Nase platt. „Das passiert hier ständig!“, lacht Diana.

Neben den Präventionskursen bietet Diana auch Workshops an, in denen die Teilnehmer ohne viel tiefgründiges Drumherum, sich einfach kreativ ausleben können. „Mit Farben hantieren, bringt die Phantasie unweigerlich ins Rollen.“, so die Gründerin. „Diese Workshops werden super angenommen, gerade seit Corona. Es gibt viele Kunden, die immer wieder kommen, weil es ihnen gefällt und guttut.“

Kurz nach der Gründung von „Buntes im Grünen“ angelte sich Diana direkt einen tollen Auftrag, für den sie noch heute schwärmt. „Es ging dabei um die Bemalung einer Kindergartenmauer in Mecklenburg-Vorpommern.“ Über Kontakte und wie es der Zufall es eben so will, sei sie an den Auftrag gekommen. Stein des Anstoßes war eine baufällige Mauer, die dort im Ort für viel Ärgernis gesorgt hatte. „Ich wollte unbedingt die Kinder integrieren und die haben natürlich sofort mitgemacht.“ Die Kinder des anliegenden Kindergartens malten ihre Traumhäuser, sprühten Wolken und tupften Blumen in den knalligsten Regenbogenfarben.

So verwandelte Diana den ehemaligen Schandfleck eines Viertels in die sogenannte „Gute-Laune-Mauer“, die nun seit Ende 2019 Grabow verschönert.

Dianas eigene Bilder sind meist nicht ganz so kunterbunt, doch nicht weniger aus- drucksstark. Die Künstlerin arbeitet vor allem mit vielen verschiedenen Blau- und Türkistönen und drückt damit ihren Bezug zum Meer aus. Als Kielerin ist das Thema Wasser immer präsent und in seinen vielen Facetten wahnsinnig spannend. Auf Dianas Bildern erkennt man zum Beispiel auch Schaumkronen, Koordinaten und Windrosen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass das O für die Himmelsrichtung Osten eher wie ein D aussieht. „Das D steht für meinen Namen.“, begründet Diana diesen Kniff. So kommt die Vollblutkünstlerin selbst richtungsweisend für die Zukunft in ihrem Werk vor. Das Gemälde mit dem Namen „Kompass“ ist vor Kurzem sogar für eine Kunstausstellung in Luxemburg an- gefragt worden. Auch in Hamburg werden Dianas Werke im September zu sehen sein.

„Ganz unkompliziert bin ich über Instagram deswegen kontaktiert worden. Das ist manchmal schon verwunderlich, wie solche großartigen Sachen zu Stande kommen.“, gibt sie schulterzuckend zu.

Ein toller Kontrast zu den dominierenden blauen Meerestönen ist das Gold, das Diana ebenfalls gerne in ihren Arbeiten einbringt. Wir bewundern bei unserem Besuch in ihrem Atelier den intensiven Kontrast zwischen Blattgold und Blau. „Man erreicht damit einen schönen Perspektivwechsel, je nachdem wie das Licht fällt.“, stimmt Diana zu. „Manchmal strahlend gelbgold, dann mal eher matt braun, je nachdem wie nah man am Bild steht. Dadurch bekommt das Bild mehr Tiefe und eine Mehrdimensionalität in der Fläche.“


Mit ihrem Fokus auf Wasserthemen trifft Diana voll in Schwarze bei Meeresliebhabern oder zum Beispiel auch Unternehmen, die ihren Sitz an der Ostsee haben. In zwei Hotels in Warnemünde und in Zingst hängen ihre Werke schon im Speisesaal. So ein Gemälde ist schließlich auch ein tolles Souvenir, das man aus dem Urlaub mitbringen kann, um damit Zuhause das Urlaubsfeeling noch zu verlängern. Diana ist sehr stolz, wenn sie über ihre Erfolge spricht: „Manchmal kann ich es selbst kaum glauben, so verrückt ist das! Aber ich fühle, dass es genauso richtig ist und so sein muss. Das ist mein Ding, ganz ohne Kompromisse.“ Dass ihre Bilder authentisch sind, das merkt man ihnen an und deswegen sind sie auch so faszinierend. „Inzwischen bin ich souverän in meinem Sein und Tun und habe dadurch auch keine Berührungsängste mehr. Ich kann einfach ich selbst sein.“, lächelt sie.


Auf diese selbstverständliche Art und Weise ergeben sich auch Gemeinschaftsprojekte mit anderen Künstlern aus der Region. Zusammen mit Antonia Lindenberg, in deren Siebdruckwerkstatt „Links im Hof “ im Grasweg 8 Diana vor ihrem eigenen Laden ein Praktikum gemacht hat, hat sie eine T-Shirt Reihe von Frauen für Frauen

herausgebracht. Die handgedruckten Shirts sind mit klugen Sprüchen für Querdenker versehen. „AUS VERSEHEN REBELLIN“ ziert zum Beispiel eins der kreativen Kleidungsstücke. Sie sind in Schwarz und Weiß in unterschiedlichen Schriftfarben für 35 € zu kaufen. „5 € davon werden an das Frauenhaus Kiel gespendet.“, so Diana.

Dass das Gründerleben manchmal aber auch voller Turbulenzen steckt, das gibt Diana zu, als sich langsam unsere Tour durch ihr Atelier dem Ende neigt. „Entstehungsprozesse von Bildern sind meist sehr zeitintensiv. Dazu muss man sich als Künstlerin neben Workshops und Galerieanfragen ja auch immer wieder selbst ins Gespräch bringen. Als Selbständige gibt eben immer etwas zu tun.“ Doch inzwischen weiß sie ja zum Glück, wie sie sich in stressigen Phasen wieder erdet. „Ich habe letztens zu meinem Mann gesagt: Farbe rettet mich und meine Seele immer durchs Chaos.“ Sie muss nur einmal die Hände in Farbe tauchen und schon ist sie wieder in ihrem Element.

Diana Gumz • Knooper Weg 98 24103 Kiel • Mob. 0151 - 20463263

Alle Infos zu den Kursen unter

www.buntes-im-grünen.de

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