Vor 50 Jahren veröffentlichte der „Club of Rom“ seinen Bericht über das Ende des Wachstums, und seitdem wissen wir, welche Folgen der zum großen Teil menschengemachte Klimawandel für die Welt haben wird. Aber erst, als auch in unserem Land verheerende Stürme und Fluten, Waldbrände und Dürren auftraten, begannen zunächst junge Menschen mit lautem Protest unsere Gesellschaft zu alarmieren.
Dann suchte uns eine bis dahin unvorstellbare Pandemie heim, die uns teilweise in einen Lockdown zwang. Und kaum, dass wir glaubten, alles in den Griff zu
bekommen, begann ein irrationaler Diktator ein europäisches Land mit einem brutalen Angriffskrieg zu überziehen.
Bis dahin geschahen derartige Ereignisse allenfalls fern von uns und hatten uns deshalb nicht sonderlich berührt. Jetzt geht die Angst um im Land. Die Energieknappheit, bedingt durch die gestoppte Versorgung mit Erdgas durch Russland, lässt einen Kältewinter erwarten. Der Krieg in der Ukraine wird wohl noch lange dauern, und es wird sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht.
Nun ist aber Angst kein guter Ratgeber. Sie kann uns lähmen. Andrerseits ist sie eine natürliche Regung des Körpers, die als Alarmsignal dient, uns Gefahren mutig entgegenzustellen.
Vielleicht können wir älteren, noch im Krieg geborenen Menschen einen Beitrag zur Überwindung dieser Ängste leisten. Von unseren Eltern hatten wir erfahren, wie man mit Einschränkungen und Knappheit leben kann. Einige von uns Kindern haben es wirklich gespürt. Bei anderen konnten es die Eltern uns fernhalten. Die Städte waren zum größten Teil zerstört. Millionen von Geflüchteten und Vertriebenen aus dem Osten kamen ins Land und mussten untergebracht und versorgt werden. Schleswig-Holstein war besonders betroffen, weil viele dieser Menschen über die Ostsee vor den russischen Truppen geflohen waren. Hinzu kam, dass wir Deutsche in der Welt aufgrund der Menschheitsverbrechen, die im Namen des Volkes von den Nazis verübt worden waren, geächtet waren.
Das alles ist mit der heutigen Zeit in keiner Weise zu vergleichen. Wir leben in einem sicheren Land mit einem hohen Lebensstandard. Aber ja, trotzdem ist es eine Zeitenwende. Wir wissen nicht was danach kommt.
Es hat allerdings in der Geschichte schon immer Zeitenwenden gegeben. Eine der großen und nachhaltigsten war die Französische Revolution. Mit ihrer Forderung nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit begann in Europa die Aufklärung.
Wenn wir uns diese Forderungen zunutze machen, können wir der Zukunft mit Zuversicht entgegensehen. Frei von Ängsten und mit innerer Gelassenheit. Gleichheit bedeutet, dass wir nicht alle gleich, aber als Menschen gleichwertig sind. Und Brüderlichkeit heißt für uns heute, dass wir zusammenrücken im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis und uns gegenseitig unterstützen. Dazu zählt vielleicht auch ein Ehrenamt.
Dann müssen wir uns nicht vor der Zukunft fürchten. Denn wie schrieb Hermann Hesse in LEBENSSTUFEN: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt, und der uns hilft zu leben. “.
IN DER KOLUMNE RÜCKBLICK BERICHTET GASTAUTOR PETER BORGWARD REGELMÄSSIG ÜBER PERSÖNLICHE ERLEBNISSE UND TEILT SEINE GEDANKEN.
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